Was ist eigentlich geplant?
Aktuell hat die Firma Lorica den Bau von sieben Windkraftanlagen an der Grenze zwischen Gammelby und Rieseby beantragt. Bisher wird viel darüber gesprochen, wie überschüssiger Windstrom gespeichert werden kann. Eine Möglichkeit dazu ist es, überschüssigen Strom zur Erwärmung von Wasser zu nutzen. Das warme Wasser kann dann gespeichert und bei Bedarf genutzt werden. Kombiniert werden kann das zusätzlich mit einer Solarthermieanlage, in der die Kraft der Sonne ebenfalls in warmes Wasser umgewandelt wird. Durch ein großes isoliertes Speicherbecken kann die Wärme damit über einen längeren Zeitraum gespeichert werden. Die Firma Lorica möchte dieses warmes Wasser über sogenannte Nahwärmeleitungen den größeren Siedlungen im Umkreis zur Verfügung stellen. Durch einen Wärmetauscher wird dann in den Wohnungen und Häusern warmes Wasser für Heizungen und Warmwasser zur Verfügung gestellt. Die Sonne im Sommer und der Wind im Herbst erzeugen damit das warme Wasser, das wir im Winter für Dusche und Heitzung nutzen.
Welche Auswirkungen hätte es, das Nahwärmenetz auszuschreiben und dabei bestimmte Kriterien fest zu legen?
Im Gegensatz zu öffentlichen Bauvorhaben gibt es bundesweit keine Ausschreibungen für Nahwärmenetze. Es ist daher fraglich, ob die Gemeinden dadurch mögliche Investoren erreichen können. Die Firma Lorica hat sich für ihr Vorhaben erfahrene Partner aus Dänemark mit ins Boot geholt. Im Gegensatz zu Deutschland ist das Prinzip dieser Nahwärme dort bereits weiter verbreitet. Auch deshalb wird es in naher Zukunft in Deutschland wahrscheinlich nur weniger Anbieter eines solchen Nahwärmnetzes geben. Ein Nahwärmenetz ist dann sinnvoll, wenn die Energie direkt vor Ort erzeugt wird. Ein Investor wird dafür (so wie durch Lorica geplant) lokale Anlagen zur Stromerzeugung auf den Gemeindegebieten errichten, dessen Strom und Wärme er selbst nutzen und vermarkten kann. Zusätzlich zu den von Lorica beantragten Windkraftanlagen würden durch einen anderen Investor daher weitere Anlagen zur Erzeugung von Strom oder Wärme im Gemeindegebiet entstehen, also z.B. zusätzliche Windkraftanlagen.
Warum kann dem Investor nicht vorgeschrieben werden, alle Siedlungen und Häuser auf dem Gemeindegebiet anzuschließen? Beim Breitbandausbau ging das doch auch?
Der Breitbandausbau wurde zum Teil unter der Bedingung öffentlich gefördert, dass die Investoren alle betreffenden Haushalte anschließen. Beim Nahwärmenetz gibt es diese Bedingungen bei möglichen Förderungen nicht. Die Kosten auch entlegener Anschlüsse in den Gemeindegebieten würden daher auf alle Haushalte umgelegt werden. Dadurch werden die Kosten für die Haushalte steigen.
Müsste ich dann wirklich eine funktionierende Heizung ausbauen lassen, auch wenn diese nur ein paar Jahre alt ist?
Selbstverständlich ist es möglich, auch erst später die Heizung auf Nahwärme umzustellen. Ähnlich wie beim Breitbandausbau müssen dann aber die Anschlusskosten von der Straßenleitung zum Haus übernommen werden. Bei straßennahen Häusern, wie sie in Rieseby üblich sind, werden die Kosten dann dennoch günstiger sein, als der Einbau einer neuen Heizung wie z.B. einer Wärmepumpe.
Wie ist das bei älteren Gebäuden?
Bei einem Nahwärmenetz sind die Leitungsverluste auf Grund der geringen Strecken und der guten Isolierungen der Rohre relativ gering. Das warme Wasser wird daher mit einer sehr hohen Vorlauftemperatur zur Verfügung gestellt. Damit kann die Nahwärme auch für Heizungen in älteren Häusern mit einer höheren Vorlauftemperatur genutzt werden.
Weshalb soll ich bei der Umfrage mitmachen?
Die Umfrage dient dazu, das potentielle Interesse an einem Nahwärmeanschluss abzufragen. Erst wenn langfristig ausreichend Haushalte Nahwärme nutzen, kann ein für alle Haushalte sehr günstiger Energiepreis angeboten werden. Mit den Ergebnissen der Umfrage kann das Nahwärmenetz und der Umfang der Speicherkapazitäten geplant werden. Erst danach bietet der Investor die Anschlussverträge an. Dann besteht immer noch die Möglichkeit, sich für oder gegen den Vertrag zu entscheiden. Die Umfrage ist daher vollkommen unverbindlich. Wer sich grundsätzlich die Nutzung von Nahwärme vorstellen kann, sollte daher bei der Umfrage mit „ja“ antworten. Damit erhalten wir alle im Kernbereich von Rieseby die Möglichkeit jetzt oder in einigen Jahren auf günstige Nahwärme umzusteigen.
Wie ist das mit den Kosten für die Nahwärme?
Die Kosten für die Nahwärme sind u.a. abhängig von der Anzahl der angeschlossenen Haushalte und den beim Bau aktuellen Baupreisen. Daher gibt es bisher nur Schätzungen durch die Firma Lorica für andere Standorte. Zum Abschluss aller Planungen werden die genauen Kosten (Grundprei + Energiepreis) berechnet. Vor einem Vertragsabschluss liegen dann alle wichtigen Informationen vor. Für den Bezug der Nahwärme soll eine zehnjährige Preisbindung vereinbart werden. Auch nach dieser Zeit werden die Preise lediglich in einem zuvor vertraglich vereinbarten Umfang steigen können. Im Gegensatz zu Gas- und Ölpreisen, die den sehr stark schwankenden Weltmarktpreisen unterliegen erhalten die Menschen in Rieseby damit eine verlässliche Wärmeversorgung.
Wie ist das für Mieterinnen und Mieter? Wie habe ich Einfluss auf meine Heizungsanlage?
Als erster Schritt vor einer genauen Planung dient die unverbindliche Umfrage der Klärung, welche Haushalte grundsätzlich Interesse an einer solchen günstigen Nahwärmelösung haben. Daher werden auch alle Haushalte angeschrieben. Sollte ausreichend Interesse an der Nahwärme bestehen und das Projekt weiter geplant werden, dann werden auch die VermieterInnen von Häusern und Wohnungen in Rieseby eingebunden. Selbstverständlich können die MieterInnen auch schon vorher den EigentümerInnen von der geplanten Nahwärme in Rieseby berichten. Dann können sich diese selbstständig über das tolle Vorhaben informieren. 😉
Wie denkt die Politik darüber?
Viele VertreterInnen aus unterschiedlichen Parteien stehen dem Vorhaben sehr offen gegenüber und unterstützen die weiteren Planungen. Natürlich werden auch diese das Vorhaben weiter kritisch begleiten uns sich für die Interessen der Menschen in Rieseby einsetzen. Dazu gehört auch sicherzustellen, dass möglichst viele Haushalte angeschlossen werden können. Dafür gilt es, gemeinsam mit dem Investor geeignete Lösungen zu entwickeln. Ziel ist, dass am Ende ein attraktives und günstiges Nahwärmeangebot entsteht.
Die Beteiligung an der Umfrage und ein „ja“ für das geplante Nahwärmenetz sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung.