Zeitenwende in Rieseby

Zeitenwende – alles soll sich ändern, muss sich ändern, schnell. Der ländliche Raum und die Landgemeinden tragen die Hauptlast. Energie, Ernährung, Umweltschutz. Da kommt einiges auf die Landbewohner zu. Konflikte vorprogrammiert.

Die Landwirte sollen – auf gleicher Fläche – für ausreichend Nahrungsmittel, Energie (Wind und Solar), Naturschutz und Artenvielfalt sorgen. Eine Mammut-Aufgabe, bei sich änderndem Klima. Kein Quadratmeter landwirtschaftlich nutzbare Fläche darf für andere Zwecke verloren gehen. Solar in der Fläche nur noch in Form der Doppelnutzung: hochgestelle Panele, der Mähdrescher fährt drunter durch. Alles in Deutschland erprobt, höhere Installationskosten werden gefördert. Die Bauern brauchen unsere volle gesellschaftliche und politische Unterstützung. Es sind schon zu viele durch falsche Politik in den Ruin getrieben worden und Flächen für Straßenbau und Bebauung verloren gegangen. Die Landschaft wird sich verändern. Wir werden und daran gewöhnen müssen.

Wenn wir Landbewohner die Hauptlast der Veränderung tragen müssen, wollen wir dafür entschädigt werden. Wir produzieren mit erneuerbaren Energien den mit Abstand billigsten Strom. Den wollen wir zum Selbstkostenpreis für den Eigenbedarf. Gegenwärtig speisen wir ihn in (noch nicht vorhandene) Netze ein und kaufen ihn teuer zurück. Das muss sich ändern.

Rieseby ist eine große zentrale und wachsende Landgemeinde in Schwansen. Es gibt mehrgeschossigen Wohnungsbau im Ortskern und Reihenhäuser. Der radikale Energiewechsel ist eine enorme Herausforderung für alle Hauseigentümer. Von Ofenheizung mit Kohle erst auf Öl, dann auf Gas und jetzt auf Erneuerbar. Hinzu kommen die Isolierungsmaßnahmen in den Gebäuden. Und bevor jeder Einzelne für sein Haus nach einer Lösung sucht, sollte die Gemeinde alles prüfen und unternehmen, um für den zentralen Ort eine Gemeinschaftslösung hinzukriegen. Es gab im letzten Jahr bereits einen Vorschlag und ein Angebot für eine zentrale Wärmeversorgung unter Inanspruchnahme aller verfügbaren erneuerbaren Energiequellen vor Ort. Etwas Derartiges, ist anzustreben. Allerdings als gemeinnütziges Gemeindeunternehmen, gerne unter Beteiligung von Inverstoren, Riesebyer Gewerbe und Bürgern. Wenige große Wärmepumpen (Luft, – und Erdwärme, Geothermie) rechnen sich besser als hunderte kleine. Sie werden mit dem eigenen Billig-Strom betrieben.

Die Energieversorgung der Gemeinde wird die neu zu wählende Gemeindevertretung in den nächsten Jahren sehr in Anspruch nehmen. Diese Arbeit ehrenamtlich tätiger Bürger verdient Anerkennung. Allerdings darf sich die unsägliche Situation eines fünfjährigen 10 gegen 10 im Gemeinderat und öffentliche Diffamierung nicht wiederholen. Stillstand können wir uns nicht erlauben. Handeln unter Zeitdruck ist angesagt. Es muss auch möglich sein, in wichtigen Entscheidungen zu einstimmigen Beschlüssen zu kommen. Das erwarten die Bürger von ihrer Gemeindevertretung.

Windmühlen sind in Rieseby übrigens nichts Neues. Mitten im Dorf steht eine, seit 150 Jahren. Die hat einen Heidenlärm gemacht, wenn der Müller gemahlen hat. Die neuen Mühlen stehen zwei km von Dorf entfernt. Und sind schön leise.

Siegfried Sauer